Hygiene für Barfer

Die rohe Ernährung von Hunden ist meiner Meinung nach artgerecht, naturnah und gesundheitsfördernd. Allerdings leben unsere vierpfotigen Hausgenossen eben nicht mehr frei und wild in den Wäldern, sondern gemeinsam mit uns Menschen. Und wir Menschen haben uns nach vorherrschender Meinung der Anthropologen erst durch die Nutzung des Feuers – und damit
die Ernährung mit erhitzten Speisen – überhaupt erst von den Menschenaffen zu unseren Vorfahren entwickelt. Entsprechend ist unser Organismus auch schon lange nicht mehr darauf ausgelegt, mit einer hohen Keimbelastung zurecht zu kommen.

Naturgemäß – und wie fast jedem bekannt ist – enthält rohes Fleisch Keime, die der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Im Folgenden möchte ich diese vorstellen, erläutern ob eine Gefahr für uns Menschen besteht und wie man ihr ggf. begegnen
kann.

Vorweg sei gesagt: es gibt aus hygienischer Sicht keinen Grund, seinen Hund nicht roh zu ernähren – sofern man eben ein paar Regeln einhält, die ich hier nun erläutern möchte.

Welche Gefahren es gibt

Grundsätzlich kann so ziemlich jedes Lebensmittel tierischer Herkunft in der heimischen Küche potentieller Überträger von sogenannten Zoonosen sein. Dies sind Krankheiten, die von Tier zu Mensch oder umgekehrt übertragen werden können. Und auch Gemüse, Obst oder sogar Getränke können Keime enthalten, die für Menschen zum Problem werden können. Natürlich gilt das ebenso für die Zutaten des rohen Hundefutters.

Die wichtigsten Problemfälle sind:

  • Salmonellen
  • EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli)
  • Campylobacter
  • Giardien
  • Toxoplasma gondii
  • Neospora caninum
  • Würmer

Dabei sind Salmonellen, EHEC und Campylobacter jeweils Bakterien. Giardien und Toxoplasma. gondii sind Einzeller und die Würmer (in allen möglichen Variationen) gehören zu den Mehrzellern.

Natürlich gibt es darüber hinaus noch einige mehr, aber die später vorgestellten Maßnahmen greifen sowieso generell für alle Probleme aus diesem Bereich.

Im Einzelnen vorgestellt

Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die weltweit verbreitet sind. Bekanntermaßen sind vor allem Geflügelprodukte wie Eier oder Geflügelfleisch von ihnen besiedelt, potentiell können sie aber auch auf anderen tierischen Produkten zu finden sein.

EHEC ist die Abkürzung für den Zungenbrecher Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es bezeichnet eine krankmachende Subform des ansonsten regulär im Menschendarm befindlichen
Bakterium Escherichia coli. Wobei der Begriff "enterohämorrhagisch" für Darmblutung steht. Der unliebsame Verwandte von dem eigentlich nützlichen Darmkeim verursacht blutige Durchfälle.

Campylobacter sind stäbchenförmige Bakterien, die statt Sauerstoff Nitrat als Oxidationsmittel für ihren Stoffwechsel verwenden. Auch hier gibt es einige unschädliche Vertreter und einige, die entzündliche Durchfallerkrankungen hervorrufen. Sie haben die Salmonellen als häufigste Ursache für Durchfallerkrankungen inzwischen abgelöst. Die hauptsächlichen Gefahrenquellen sind ebenfalls Geflügelfleisch aber auch Milchprodukte und Rindfleisch können Quellen sein.

Giardien ist der umgangssprachliche Name für einzellige Parasiten der Gattung Giardia. Die Unterteilung in die einzelnen Arten ist noch nicht abschließend diskutiert, daher findet man als Artangaben die Namen Giardia lamblia, Giardia duodenalis oder auch Giardia intestinalis. Allen Giardien ist gemeinsam, dass sie sehr weit verbreitet sind. Die Infektion erfolgt überwiegend durch die Aufnahme vorher ausgeschiedener Zysten. Diese sind sehr ausdauerfähig. Bei fast allen Säugetierarten (inklusive Mensch) trägt ein gewisser Anteil der Population permanent Giardien ohne Symptome zu entwickeln - sogenannte Dauerausscheider.

Toxoplasma gondii ist der Name des Erregers, der die Toxoplasmose verursacht. Mindestens allen Müttern ist dieser Name bestimmt bekannt, denn eine Erst(!)infektion mit dem Erreger während der Schwangerschaft ist sehr gefährlich für das ungeborene Leben. Daher wird meist bei Bekanntwerden der Schwangerschaft ein Test gemacht, ob die Frau bereits Kontakt mit dem Erreger hatte, denn dann besteht keine Gefahr. Gesunde Menschen bemerken eine Infektion meist gar nicht, da sie symptomlos verläuft.

Würmer sind ein unglaublich weites Feld. Die häufigsten in Mitteleuropa anzutreffenden sind Bandwürmer, Madenwürmer, Fadenwürmer und Trichinen. Wobei alle diese Gruppen wiederum unterschiedlichste Arten beinhalten. Einige Infektionen verlaufen unbemerkt, einige sind ungefährlich aber es gibt auch einige, die ernsthafte Probleme nach sich ziehen können. Die allermeisten Wurminfektionen erfolgen durch die Aufnahme von Nahrungsmitteln, die durch Wurmeier verunreinigt sind oder über den direkten Kontakt zu Fäkalien von infizierten Menschen oder Tieren.

So, wir wissen nun also, wer uns da möglicherweise besuchen kommen möchte. Als nächstes schauen wir nun wo die ungebetenen Besucher lauern.

Bei der Zubereitung des Futters

Grundsätzlich tut man gut daran, alle rohen Zutaten tierischer Herkunft als potentiell bealstet zu betrachten – und zwar egal, ob sie später durch einen Hund oder einen Menschen verzehrt
werden sollen!

Es gibt zwar Kontrollen und Grenzwerte – und diese sind für rohes Heimtierfutter sogar strenger als für zB Hackfleisch – jedoch sind dies natürlich immer nur Stichproben.

Aber auch pflanzliche Produkte können verunreinigt sein. Hier ist oft die Düngung die Ursache oder verunreinigtes Wasser für die Pflanzen.

Was allerdings oftmals übersehen wird: nicht nur das Produkt an sich muss mit Vorsicht bedacht werden – also das Stück Fleisch oder das Ei – sondern auch die Verpackung. Auf Plastikverpackungen haften die meisten Erreger recht gut. Eierschalen sind sogar die Hauptquelle für Salmonellen. Und jegliche Flüssigkeit, die z.B. beim Auftauen oder Schneiden anfällt ist
ebenfalls potentiell ein Problem.

Gleichermaßen müssen alle Geräte, Werkzeuge, Oberflächen und Textilien (!), die mit Zutaten in Berührung kommen mit Sorgfalt behandelt werden

Generell kann man sich merken: keiner unserer unwillkommenen Gäste kann fliegen – aber sonst nehmen sie jede Transportgelegenheit, die sich ihnen bietet.

Aber keine Panik, gleich kommen die einfach umzusetzenden Maßnahmen, die einer Infektion mit diesen Erregern vorbeugen.

Indirekt über den Hund

Allen genannten Parasiten ist eins gemeinsam: sie haben ein Problem! Sie leben im Körper eines Tieres, so weit so gut. Aber wenn dieses Tier stirbt, was dann? Also mussten sich alle einen
Weg einfallen lassen um von einem Tier zum anderen "wandern" zu können. Der einfachste Weg dafür: der Kot.

Entsprechend ist der Kot auch die größte Infektionsquelle beim Umgang mit dem eigenen Hund, gerade wenn man als verantwortungsbewusster Hundehalter diesen aus der Öffentlichkeit beseitigt.

Dagegen ist das oftmals gefürchtete Abschlecken durch den Hund im Regelfall keine Gefahrenquelle. Gänzlich ausschließen kann man diesen Punkt jedoch nicht.

Dennoch kann man sagen, dass trotz einer Meldepflicht zum Beispiel einer Salmonellose bislang kein Fall einer nachgewiesenen Übertragung von Hund auf Mensch bekannt ist.

Welche Maßnahmen sind zu beachten

So, nachdem wir nun das Gruselkabinett einmal durch haben, atmen wir nun alle gemeinsam einmal durch und lesen, was wir tun können um das Risiko auf ein vertretbares Maß zu reduzieren:

Bei der Zubereitung des Futters

Der absolute Idealfall ist natürlich, wenn man eine eigene Küche für das Hundefutter hat. Entweder weil man die räumlichen Möglichkeiten hat – oder als Kunde von frischfüttern.de die Portionen fertig geliefert bekommt ;)

Da dieser Text aber auch für diejenigen gedacht ist, die das Futter selbst in der eigenen Küche zubereiten möchten, gehen wir einmal nicht davon aus.

In diesem Fall sollte man das Futter zumindest zeitlich getrennt von der Zubereitung der eigenen Mahlzeiten zubereiten. Da die Reinigung vor allem nach der Handhabung mit dem Hundefutter notwendig ist, besser nach dem eigenen Essen.

Idealerweise benutzt man eigene Werkzeuge, Gefäße und Unterlagen für die Futterzubereitung, die man am besten sogar getrennt von den sonstigen Küchenutensilien aufbewahrt.

Die zwei wichtigsten Überträger für Keime aller Art sind aber:

  • die eigenen Hände und
  • der Spüllappen (o.ä.)

Wer jetzt zum Einweghandschuh greift, denkt zwar prinzipiell in die richtige Richtung, es gibt leider eine große Falle: Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die Handschuhe tragen, sorgloser dabei sind, welche Dinge und Gegenstände sie anfassen – schließlich sind sie ja durch die Handschuhe geschützt. Der gemeine Nebeneffekt: solange man die Handschuhe trägt ist das
zunächst richtig, aber irgendwann zieht man diese aus und fasst dann die Oberflächen an, die man vorher mit den Handschuhen angefasst hat... und schon ist die Übertragung da.

Es ist daher meist sinnvoller, ohne Handschuhe zu arbeiten, da man sich dann meist gründlicher und häufiger die Hände reinigt und überlegter Dinge mit den dreckigen Händen anfasst.

Die Quintessenz ist sowieso: Hände waschen! Jedes Mal, wenn man etwas angefasst hat, das belastet sein könnte und danach etwas "sauberes" berühren möchte. Und gründlich! Erstaunlicherweise wissen die meisten Menschen nicht, wie man sich richtig die Hände wäscht. Im Zweifel ist es eine gute Idee, sich das einmal vom Hausarzt zeigen zu lassen. Das hilft nicht nur bei der Futterzubereitung, sondern erspart einem auch eine ganze Reihe von Erkältungen und anderen Infekten.

Die zweite große Infektionsquelle in Küchen generell sind: Spüllappen, Schwämme, Handtücher und Trockentücher. Besonders die Spüllappen bieten für viele Mikroorganismen geradezu paradiesische Bedingungen: feucht, warm und oft noch mit winzigen Speiseresten durchdrungen.

Besser sind daher ein Satz Spülbürsten aus Plastik, die man entweder täglich mit in die Spülmaschine stecken kann oder sie zumindest stehend gut abtrocknen lassen kann. Zum Abwischen von Flächen sollte man Lappen benutzen, die bei mindestens 60°C gewaschen werden können – und dies dann auch täglich austauschen! Ebenso sollten Trockentücher bei hohen Temperaturen gewaschen werden, regelmäßig getauscht werden und für Hände und Geschirr getrennt benutzt werden.

Sofern man eine Spülmaschine besitzt, spricht nichts dagegen die Werkzeuge für das Hundefutter im gleichen Waschgang zu reinigen wie das Geschirr für die Menschen – jedoch sollte dann
kein temperaturreduziertes Programm verwendet werden.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist ein Desinfektionsmittel nicht notwendig. Zumindest so lange sich im Haushalt keine Menschen mit Vorerkrankungen, Immunsuppression oder sehr hohem Alter befinden. Die Reinigung mit heißem Wasser und Spülmittel und die oben beschriebenen Maßnahmen reichen aus.

Rund um den Hundenapf

Futter- und Trinknapf des Hundes sollten regelmäßig gereinigt werden. Idealerweise mit heißem Wasser und Spülmittel, am besten in der Spülmaschine. Bitte nicht mit Desinfektionsmittel reinigen, da dieses im Normalfall nicht für den Kontakt mit Lebensmitteln gedacht ist – und im Napf des Hundes landet ja ein Lebensmittel für den Hund. Entsprechend ist es sinnvoll bei der Wahl des Materials darauf zu achten, dass dieses spülmaschinenfest ist.

Wer sich nun fragt, ob der Hund vielleicht auch mal die Reste vom Teller... Ja, darf er! Vorausgesetzt dieser kann heiß gespült werden und wird es dann auch gleich im Anschluss.

Da die meisten Hunde nicht die saubersten Tischmanieren haben, ist es außerdem sinnvoll eine ausreichend große, gut abwaschbare (oder sogar waschbare) Unterlage unter dem Napf zu haben, die natürlich ebenfalls regelmäßig gereinigt werden sollte.

Für alle, die große Stücke oder Knochen füttern wollen, aber keine Gelegenheit haben dies draußen zu tun, sei hier noch das Futtertuch erwähnt. Hierzu nutzt man am besten ein altes Leintuch oder ähnliches. Jedenfalls ein Tuch, dass bei mind. 60°C gewaschen werden kann.

Im Umgang mit dem Hund

Wer bis hierher aufmerksam gelesen hat, kann es sich schon denken. Die größte Gefahr beim Hund ist nicht der Hund an sich, sondern seine Ausscheidungen!

Daher ist besondere Vorsicht geboten beim Umgang mit Hundekotbeuteln. Diese sollten ausreichend groß im Vergleich zur eigenen Handgröße sein. Außerdem natürlich stabil genug und
reißfest. Beim Aufsammeln selbst sollte man dann Sorgfalt walten lassen und darauf achten, nicht versehentlich in Kontakt mit dem Kot zu kommen, denn draußen hat man selten die Gelegenheit sich die Hände zu waschen. Und daraus folgt dann, dass man gut daran tut nach der Heimkehr zunächst das Bad aufzusuchen und genau das zu tun.

Noch klarer wird die Sache, wenn der eigene Hund Durchfall hat. Es mag eine andere Ursache haben, aber möglich ist eben auch, dass er sich gerade eine Infektion mit einem der genannten
Mitbewohner eingefangen hat. Wenn dann doch mal etwas in der Wohnung gelandet ist, ist das der richtige Zeitpunkt um zu stabilen Putzhandschuhen zu greifen und die betroffenen Stellen
möglichst heiß zu reinigen. Sollte das nicht möglich sein, wäre hier der Einsatz eines Desinfektionsmittels überlegenswert.

Bei allen Decken, Kissen, Liegemöglichkeiten und ähnlichem sollte man darauf achten, dass man die Teile heiß reinigen, am besten in der Waschmaschine waschen kann. Dies sollte in regelmäßigen Abständen sowieso geschehen, spätestens aber wenn der Hund Durchfall oder Erbrechen hat.

Obwohl durch Ablecken vermutlich für einen gesunden Menschen keine große Gefahr ausgeht, kann man auch hier das Risiko etwas reduzieren. Eine Übertragung findet am ehesten statt, wenn Kontakt zu den Schleimhäuten (also Mund, Nase oder Augen) entsteht. Die meisten Hunde sind aber schon zufrieden, wenn sie die Ohren abschlecken dürfen – und man kann sie entsprechend sanft dahin umlenken und so das Risiko deutlich reduzieren. Außerdem kann man direkt nach dem Fressen etwas mehr Abstand einhalten – das bietet sich schon allein wegen eines möglicherweise nicht ganz so appetitlichen Maulgeruchs an.

Ich hoffe ich habe jetzt niemandem Angst gemacht, sondern vielmehr nach dem Motto "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ ein wenig zu einem sichereren Umgang mit den Risiken beitragen können.