Was bedeuten eigentlich die Prozentangaben auf Barf-Futtermitteln?

Gesetzlich vorgegeben ist, dass auf allen Futtermitteln für Heimtiere die folgenden Daten angegeben sind: Rohprotein (auch Protein), Rohfaser, Rohfett (oder Fettgehalt) und Rohasche (oder Ascherückstand). Manchmal findet man zusätzlich noch die Angabe Restfeuchte oder Feuchtegehalt.

Der Reihe nach möchte ich diese hier erläutern:

Rohprotein fasst alle Bestandteile des Futters zusammen, die Stickstoff enthalten. Dies umfasst Proteine (also Eiweiße) aber auch andere Stickstoffverbindungen, die nicht aus Aminosäuren aufgebaut sind. Entsprechend ist der Anteil der verdaulichen Proteine (also derjenigen Proteine, die vom Organismus aufgespalten und verstoffwechselt werden können) immer etwas geringer als der Rohproteingehalt.

Rohfaser sind in erster Linie alles Zellwandmaterial von Pflanzen und ähnliche Stoffe. Also unverdauliche Bestandteile, die dennoch ihren Nutzen in der Verdauung als Ballaststoffe haben. Der Rohfasergehalt in rein tierischen Rationen ist naturgemäß sehr klein, aber trotzdem nicht null, da auch in tierischem Material geringe Mengen organische Bestandteile vorkommen, die unverdaulich sind.

Rohfett enthält alle Bestandteile die in Fettlösungsmitteln gelöst werden können. Dies umfasst die umgangssprachlichen Fette aber auch ätherische Öle, Wachse, Carotin und anderes.

Rohasche führt immer wieder zu Verwirrung, weil Menschen glauben, dem Futter würde Asche zugesetzt. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr bezeichnet Rohasche den Teil des Futters, der übrig bleibt, wenn man alle organische Substanz verbrennt (daher Asche). Also Mineralien, Spurenelemente oder andere anorganische Bestandteile.

Wenn die Restfeuchte angegeben ist, irritiert auch dies manche, denn dieser ist bei rohem Futter sehr hoch. Das bedeutet aber nicht, dass Wasser zugegeben wurde, sondern spiegelt einfach die Natur wieder: Fleisch besteht (wie auch wir Menschen) zu ca. 70% aus Wasser - und Obst und Gemüse enthält sogar noch mehr Wasser.

Zulässige Abweichungen

Wichtig ist aber vor allem dies: all diese Werte müssen in einem ziemlich aufwendigen Verfahren bestimmt werden. Es ist also nur Produzenten von großen, homogenen Mengen möglich, jeweils Analysen einer Charge zu machen. Sobald Kleinmengen oder sogar individuelle Zusammenstellungen produziert werden, greift man im Regelfall auf Literaturwerte zurück. Und spätestens wenn stückige Zutaten verwendet werden, ist eine exakte Angabe völlig unmöglich. Das erklärt sich schon ganz von selbst, wenn man sich mal eine Packung mit durchwachsenem Muskelfleisch anschaut und sich vorstellt, wie sich die Werte verschieben würden, wenn zufällig nur die besonders fettigen Brocken in der Packung gelandet wären.
Entsprechend sind die gesetzlich zulässigen Abweichungen recht hoch.

Ein Beispiel:

Eine Packung mit den Angaben

Rohprotein 18%, Rohfaser 0,8%, Rohfett 12% und Rohasche 1,3%

kann im Extremfall tatsächlich folgende Werte aufweisen und wäre dann immer noch zulässig:

Rohprotein 15,75 - 20,25%, Rohfaser 0 - 2,5%, Rohfett 10 - 14% und Rohasche 0,3 - 2,3%

Besonders auffällig ist die Bandbreite bei Protein und Fett. Gerade Fett rechnen viele Halter ja mit viel Mühe präzise aus und ergänzen dann grammgenau um auf den gewünschten Fettgehalt zu kommen.

Rechnen wir doch einmal nach. Angenommen ich habe eine Packung Muskelfleisch und strebe einen Fettgehalt von 15% an. Wenn ich davon 300g füttern möchte, müsste ich wie folgt Fleisch durch Fett ersetzen:

bei 12% (der Angabe auf der Packung): 9,0g
bei 10% (der zulässigen unteren Grenze): 15,0g
bei 14% (der zulässigen oberen Grenze): 3,0g

Man sieht, die Unterschiede sind doch erheblich!

Das ist einerseits natürlich unbefriedigend, andererseits bietet es die Chance, wieder ein wenig Entspannung zu erreichen. Denn diese Toleranzen und die Tatsache, dass man es mit einem Naturprodukt zu tun hat, zeigen uns eigentlich auf, dass es keinen Sinn macht den Fettgehalt auf's Gramm genau auszurechnen. Viel wichtiger ist für eine natürliche Mittelwertbildung zu sorgen, indem man sich nicht auf eine Fleischsorte beschränkt, sondern möglichst "quer durch's Tier" füttert. Damit erreicht man ganz von selbst, dass mal magerere Stücke und mal fettere gefüttert werden.

Ich hoffe für etwas Aufklärung und Entspannung gesorgt zu haben.