Der Proteingehalt bei Barf

Zu viel Protein ist doch schädlich!?

Mit dieser Aussage werden Menschen, die anfangen möchten ihren Hund zu barfen oder darüber nachdenken oft verunsichert. Daher möchte ich es hier einmal aufdröseln.

Grundsätzlich ist die Aussage erst einmal richtig. Zu viel Protein ist tatsächlich schädlich. Die Details sind es, auf die es ankommt.

Was Proteine sind und wofür sie gut sind

Zunächst eine Begriffsklärung - denn hier geht oft schon einiges schief. Proteine (auch Eiweiß genannt) sind die Bausteine aller tierischen Zellen. Zudem sind viele Werkzeuge, die überhaupt erst das Funktionieren der Zelle möglich machen, Proteine (Enzyme, Katalysatoren, Pumpen, Membrane, usw.)

Mit der Nahrung aufgenommene Proteine werden im Körper in ihre Bestandteile, die Aminosäuren, zerlegt. Diese Aminosäuren werden dann wiederum benutzt, um neue Körpersubstanz aufzubauen, abgestorbene zu ersetzen oder schlicht die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten indem benötigte Werkzeuge daraus hergestellt werden. Einige dieser Aminosäuren sind sogar sehr wichtig, denn sie können vom Körper nicht selbst hergestellt werden, sondern müssen zwingend mit der Nahrung zugeführt werden. Man nennt diese essentielle Aminosäuren.

Proteine werden also für den Erhalt der Körperstruktur und der Körperfunktion gebraucht, nicht als Energielieferant.

Proteine als Energiequelle?

Dennoch können Proteine auch einfach "verbrannt" werden. Das erfolgt immer dann, wenn der Organismus die präferierte Energiequelle nicht ausreichend zur Verfügung hat. Bei Hund und Katze ist der Stoffwechsel überwiegend auf die Energiegewinnung aus Fett ausgelegt - und zu kleinen Teilen aus Kohlehydrate. Stehen nicht ausreichend Fette zur Verfügung, greift der Körper auf die Alternative Proteine zurück. Dabei entstehen dann allerdings Abfallprodukte, die giftig sind und vom Körper ausgeschieden werden müssen. Dies belastet vor allem die Leber und die Nieren und kann langfristig zu Problemen führen.

Proteine sind also nicht grundsätzlich ein Problem, sondern erst dann, wenn sie zur Energiegewinnung genutzt werden (müssen).

Proteine beim Barfen

Wie ist es nun aber mit dem Proteingehalt in der Barf-Ernährung?

Oftmals wird Fleisch mit Protein gleichgesetzt, aber das ist nicht ganz korrekt. Frisches Fleisch enthält natürlich auch Proteine, aber vor allem auch ganz viel Wasser. Der Proteinanteil von Fleisch im Naturzustand liegt durchweg zwischen 20 und 25%.

Sofern man also nicht gerade ausschließlich pures, mageres (= wenig Fett) Muskelfleisch füttert, ist es schier unmöglich mit Barf eine Proteinmenge zu füttern, die erheblich über dem tatsächlichen Bedarf liegt.

Die Sache mit dem Trockenzeugs

Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn man viele Trockenkauartikel füttert. Beim Trocknen wird dem Fleisch nämlich vor allem das Wasser (und zu kleinen Teilen je nach Trocknungsart auch das Fett) entzogen. 100g getrocknetes Fleisch entspricht daher ca. 400g frischem Fleisch. Es spricht nichts dagegen, seinem Liebling hin und wieder so eine Leckerei zu gönnen. Es ist aber ratsam, das Gewicht entsprechend mit 4 zu multiplizieren und entsprechend sparsam zu geben. Und im Fall von Nieren- oder Leberproblematik (egal welcher Ursache) sollte dies das erste sein, was man weg lässt.

Zudem ist wichtig zu wissen, dass viele Trockenfuttervarianten (insbesondere die fettreduzierten Diätprodukte) oftmals einen deutlich höheren Proteingehalt haben als das rohe Fleisch, so dass die tatsächlich gefütterte Proteinmenge meist sogar höher ist als bei einer ausgewogenen Barf-Ernährung.

Fazit

Proteine sind wichtig, sogar überlebenswichtig. Doch wie immer macht die Dosis, ob ein Stoff ein Gift ist. Und je näher man an der natürlich vorgesehenen Ernährung bleibt, desto weniger läuft man Gefahr den Organismus seines Tieres mit irgendetwas zu überlasten.